Kurzurlaub im Großherzogtum Luxemburg



Hot town, summer in the city
Back of my neck gettin' dirt and gritty
Been down, isn't it a pity?
Doesn't seem to be a shadow in the city
All around people looking half-dead
Walking on the sidewalk, hotter than a matchhead


                                                               - Summer in the city, Joe Cocker



Luxemburg war mir bisher eher unbekannt und nicht unbedingt ein typisches Ziel, in welchem ich meinen Urlaub verbringen wollte. Es ist nicht besonders groß, grenzt nicht an ein Meer und so richtig einen Plan, was man dort machen kann hatte ich auch nicht. Im Frühling war Luxemburg allerdings eines der ersten und einzigen Länder, in die man wegen Corona wieder reisen durfte, was ich mir zum Anlass machte dem Großherzogtum einmal einen Besuch abzustatten. Besonders sympathisch finde ich, dass seit Anfang diesen Jahres die öffentlichen Verkehrsmittel völlig kostenfrei genutzt werden können. Damit ist Luxemburg das erste Land in Europa, welches diese Idee umsetzt. Gerade für mich als Studentin ist das sehr hilfreich um Geld zu sparen. Aus diesem Grund macht es auch gleich noch viel mehr Spaß, das Land mit der Bahn zu entdecken. Landschaftlich hat unser kleiner Nachbar nämlich einiges zu bieten. Von dichten Wäldern die zu ausgiebigen Spaziergängen einladen, über eine historisch interessante Hauptstadt bis hin zu einem sommerlichen Urlaubsfeeling an den Ufern der Mosel an der Grenze zu Deutschland.

Fünf volle Tage hatten wir Zeit, das Land zu erkunden. Die geplanten Aktivitäten hätten aber sicher für zwei Wochen gereicht. Wir fuhren Mitte Mai, zu dieser Zeit konnte man vom Frühling in Deutschland leider noch nichts spüren. Regen, Regen und nochmals Regen, dazu kalte Temperaturen und Wind. In Der Hauptstadt angekommen fühlten wir uns zunächst wie nach einem mehrstündigen Flug in die Sonne. Warme 25 Grad, Vogel zwitschern und herrlich duftende Bäume empfingen uns und ließen Frühlingsgefühle erwachen. Auch sonst ist der Charm der Stadt auf den ersten Blick eher südländisch. Ich fühlte mich ein wenig in meinen Portugal Urlaub von vor ein paar Jahren versetzt. Insgesamt ist das Land eher ländlich angehaucht, auch die Hauptstadt fühlt sich nicht so hektisch, laut und schmutzig an, wie ich es sonst von den meisten anderen großen Städten kenne. Normalerweise bin ich kein Fan von Urlaub in großen Städten, vor allem nicht über einen längere Zeitraum, aber ich muss sagen in Luxemburg lässt es sich aushalten. Viele Parks und Grünanlagen, viele kleine Gassen und nicht so viel Trubel.


Luxemburg zum Nachmachen – unsere Unternehmungen nach Tagen geordnet


Als Unterkunft wählten wir ein Smartflat Appartement im Herzen der Stadt. Vom Bahnhof aus nach circa 10 Minuten Fußweg zu erreichen und nicht weit entfernt von Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Im Appartement hatten wir eine eigene Küche, was mir im Urlaub immer sehr wichtig ist. Einkaufen gestaltet sich aber ohne Auto eher schwierig, denn große Supermärkte suchten wir vergeblich. Hier gibt es viele kleine Geschäfte, zum Teil mit Gerichten und Lebensmitteln aus aller Welt. Der nächste große Supermarkt ist ziemlich weit außerhalb und nur schlecht mit Bus und Bahn zu erreichen.

Tag 1 : Vom Vorstadtgrund zum Platteau Kirchberg – die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt

Alleine in der Hauptstadt gibt es so viel zu sehen, dass ich mir anfangs nicht sicher war, ob es alles an einem Tag zu schaffen ist. Aufgrund der derzeitigen Situation hatten allerdings viele Punkte auf meiner Liste geschlossen, so dass wir sie nur von außen bewundern konnten. Unter normalen Umständen sollten also zwei Tage zur Erkundung der Stadt eingeplant werden.

Start war die Rue Adoplphe Fischer, eine im Zentrum gelegene Straße mit vielen schönen Häusern, kleinen Cafes und Lebensmittelgeschäften. Von dort aus gelangt man einfach zur ersten Sehenswürdigkeit.

1. Die Adolphe Brücke

Inmitten des Häusermeeres tut sich eine große Schlucht auf, welche die Stadt in zwei Hälften teilt. Verbunden werden sie unter anderem durch diese große, mächtige Steinbogenbrücken. 1900 bis 1003 vom damaligen Herzog Adolphe errichtet zählt sie noch heute mit ihren 153 Metern Länge zu den größten der Welt. Unter ihr erstrecken sich weite grüne Parkflächen, das Petrus Tal, welche von der Brücke aus bewundert werden können. Unter der eigentlichen Straße geht eine hängende Fußgängerbrücke über das Tal, welche direkte Ausblicke auf die Steinbögen ermöglicht.

2. Gelle Fra und Place de la Constitution

Unweit der Steinbogenbrücke befindet sich der Platz der Konstitution ( Verfassungsplatz) mit einem bekannten Mahnmal, genannt Gelle Fra. („goldene Frau“). Es soll an die im ersten Weltkrieg gefallenen Luxemburgischen Soldaten erinnern und ist heute ein wichtiges Symbol für die Luxemburger. Es soll Freiheit und Widerstand verkörpern. Das Mahnmal besteht aus einer hohen Steinsäule mit einer vergoldeten Frauenstatue auf dem oberen Ende. Vom Platz erhält man eine wunderbare Aussicht auf die Adolphe Brücke und das Petrus Tal.

3. Das Petrus Tal

Nun haben wir die schöne Grünfläche aber genug von oben bestaunt, ab geht es nach unten! Wer möchte kann die Stufen abwärts zählen. Das Tal zieht sich wie eine tiefe Schlucht durch einen großen Teil der Stadt und ist geprägt von verschiedenen Steinformationen, welche als kleine Aussichtspunkte oder Sitzgelegenheiten genutzt werden. Benannt ist die große Grünanlage nach dem Fluss Petruss, ein Nebenarm der Alzette. Es ist wunderschön durch das Tal zu schlendern, die Adolphe Brücke von unten in ihrer ganzen Pracht zu betrachten und das Frühlingshafte Wetter inmitten der aufblühenden Bäume zu genießen. Dafür ist es auch gar nicht so schwer, die unendlich langen Treppen wieder hinauf zu klettern.

4. Die Kirche Notre Dame

Gegenüber des Konstitutionsplatzes versteckt sich eine von außen eher unscheinbare Kirche: Die Kirche unserer lieben Frau, von den Einheimischen auch als Mariendom bezeichnet. In Luxemburg ist die Kathedrale nicht ganz so mächtig und prächtig wie das Vorbild in Paris, aber dennoch ein Besuch wert. Ein lichtdurchflutetes Gebäude mit großen, bunt verzierten Fenstern und hohen Steinbögen mit sehr vielen kleinen Details zur Veredelung. Neben dem Eingang führen Treppen nach unten zu Krypta, welche als Grabstätte für bisher acht Bischöfe aus dem Erzbistum dient.

5.Der Herzogliche Palast

Wer in der Stadt ist, muss ihn sich anschauen! Er ist die Stadtresidenz der Herzoglichen Familie Luxemburgs und schon von außen als Palast zu erkennen. Inmitten von engen Gasen und kleinen Straßen erhebt sich plötzlich ein großes Gebäude mit schönen gelben verzierten Wänden. Normalerweise kann dieser auch für ungefähr 7 Euro von innen besichtigt und bestaunt werden. Wir konnten ihn leider nur von außen umrunden und bewundern. Doch auch von außen ist das Gebäude einen Besuch wert.

6. Chemin de la Corniche oder auch : der schönste Balkon Europas

Den Namen hat er wirklich verdient! Von einem Weg auf hohen, im 17. Jahrhundert errichteten Steinmauern haben wir einen atemberaubenden Blick auf das darunter liegende Alzette Tal. Das Stadtviertel zu unseren Füßen nennt sich Vorstadtgrund. Ein Meer aus Häusern, Grünflächen und eine Kirche mit hohem Turm lassen sich von hier oben entdecken. Je weiter man oberhalb der Mauer entlang schlendert, desto schöner wird der Ausblick und desto mehr kann man sehen. Ich könnte hier ewig stehen und nach unten schauen. Für mich ist der schönste Balkon Europas definitiv der schönste und sehenswerteste Platz der Stadt.

7. Bock Casemattes

Die Bock Kasematten befinden sich direkt am Ende des Chemin de la Corniche. Sie gehören seit 1994 zum UNSESCO Weltkulturerbe. Sehenswert sind sie auf jeden Fall, denn sie bestehen aus einer Gesamtlänge von insgesamt 23 km langen Galerien und verschiedenen Ebenen, welche bis 40 Meter in die Tiefe hinab gehen. Momentan sind sie geschlossen, die Wiedereröffnung ist jedoch geplant und wird auf der Seite der Stadt Luxemburg bekannt gegeben. Sind sie wieder geöffnet, werden Führungen zu einem Preis von 7 Euro pro Erwachsene Person angeboten.

8. Pfaffenthal und Vorstadtgrund

Vom Eingang der Bock Kasematten haben wir einen wunderschönen Rundumblick. Zu linken erstreckt sich das Pfaffenthal, im Hintergrund erheben sich die modernen Gebäude des Kirchberg Platteaus und mitten durch die Idylle führt eine große Steinbogenbrücke, über welche aller paar Minuten ein Zug hinweg fährt. Zur rechten liegt der Vorstadtgrund, in welchen wir nun hinunterlaufen werden. Entlang des Ufers der Alzette lässt es sich wunderbar durch die sogenannte Unterstadt schlendern und den Anblick der engen Gassen, den kleinen von hohen Mauern umgebenen Parks, der Abtei Neumünster und der Johanneskirche genießen. Kleinere Türme, die Brücke Stierchen und ein Tunnel, welcher in eine Kunstgallerie umfunktioniert wurde sind meine persönlichen Highlights.

9. Fort Thüngen

Das 1732 erbaute Fort ist Teil der historischen Festungsanlange der Stadt. Es befindet sich am Hang des Kirchbergs und ist vom vom Ende des Vorstadtgrundes gut zu erreichen. Es ist sozusagen das Gegenstück der Corniche. Von hier aus kann man die Hauptstadt, die Unterstädte und den Schönsten Balkon Europas von einer neuen Perspektive aus betrachten.

10. Platteau Kirchberg

Der im Nordosten der Stadt gelegene Stadtteil ist durch eine riesige Brücke, die Herzogin – Charlotte – Brücke mit dem Rest der Stadt verbunden. Diese Brücke überqueren wir auf dem Rückweg und erhalten noch einmal atemberaubende Ausblicke auf das Pfaffenthal. Im Viertel selbst gibt es viel zu sehen. Neben dem Museum für moderne Kunst und der Philharmonie mit ihren 823 Säulen befindet sich hier einer der drei Sitze der europäischen Union. Unter anderem sind hier der europäische Gerichtshof, der europäische Rechnungshof und die europäische Investitionsbank ansässig. Umgeben von hohen, modernen Glasgebäuden mit verschiedenster Architektur kommen wir uns hier ziemlich klein und ein wenig verloren vor. Schnell geht es bei einem circa 40 minütigem Spaziergang zurück in die Stadt.

Tag 2 - Auf der Spur der Alzette

Schon am Vortag ist uns aufgefallen, dass an fast jeder Ecke Fahrräder zum Ausleihen bereit stehen. Wir planen also an unserem zweiten Tag, ein wenig die Umgebung der Stadt mit dem Rad zu erkunden. Besonders schöne Radwege hatten wir zu Beginn allerdings nicht gefunden. Die Räder, die man sich ausleihen kann sind elektronisch. Ausgeliehen werden können sie über die App Velo Luxemburg. In dieser sieht man, wo sich die nächste Station befindet, kann den aktuellen Akkustand der verfügbaren Räder herausfinden und sich Bewertungen durchlesen. Ein Tag kostet 7 Euro, dabei kann das Rad beliebig gewechselt werden.

Unser Weg führt uns zunächst nach Sandweiler, eine Kleinstadt nahe der Hauptstadt. Hier befinden sich vor allem neu gebaute Einfamilienhäuser. Unterwegs kommen wir ganz nah am Flughafen vorbei, und können unzähligen Maschinen beim Starten und Landen zusehen. Außerdem befindet sich zwischen Luxemburg und Sandweiler ein amerikanischer Militärfriedhof und eine Gedenkstätte.

Von Sandweiler fahren wir mit dem Zug nun aber erst einmal wieder zurück ins Zentrum. Der Grund dafür war zum einen der nachlassende Akku der Räder und zum anderen weil die weitere Strecke größtenteils an der Straße entlang geführt hätte. Um noch einmal zu den Rädern zurück zu kommen: Für längere Touren oder einen kompletten Tag sind sie leider nicht geeignet. Man sollte sich nicht all zu weit von der Stadt entfernen und auch beim fahren die ganze Zeit auf die Akku Anzeige am Rad schauen. Ist der Akku runter, lässt sich das Rad kaum noch fahren.

Am Nachmittag ging es dann in eine andere Richtung: südlich entlang der Alzette. Hier gab es einen wunderbaren breiten Radweg, auf der eine Seite abgegrenzt vom Fluss, auf der anderen von steilen Hängen und Wald. In dieser Region gibt es auch viele Wanderwege. Immer wieder fahren wir durch kleinere Ortschaften hindurch, wie z.B. Itzig. Hier sitzen oft Familien auf den Wiesen am Ufer und genießen den Frühling, grillen und sehen den Kindern beim plantschen zu. Wir fahren bis Hesperingen. Ein sehenswertes Örtchen, in welchem wir den Fluss überqueren. Es lohnt sich, hier ein paar Minuten Pause einzulegen und sich die Stadt anzuschauen.

Auf dem Rückweg verlassen wir das Tal der Alzette und kämpfen uns in Hesperingen einen steilen und endlos erscheinenden Berg hinauf, um eine Aussicht über die Landschaft zu gewinnen. Wir haben keinen wirklichen Plan, wo es hingehen soll. Wir folgen einfach der Ausschilderung in einen Ort namens Kockelscheuer. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer, bis wir wieder in der Hauptstadt sind. Es ist eine sehr schöne Runde. Auf dem Rückweg fahren wir über Feld und Wiesenwege, von wo aus man einen schönen Rundumblick genießen kann.


Tag 3 – Seele und Geist aktivieren in der Region Eislek

Im Norden des Landes befindet sich das bei Touristen beliebte Gebiet der Ardennen. Gezeichnet ist die Landschaft hier von dichten Nadelwäldern, Bergen und Hügeln. Insgesamt erstreckt es sich über drei Länder: Frankreich, Belgien und logischerweise Luxemburg. Bekannt ist Eislek (der luxemburgische Teil der Ardenne) für seine Wanderwege in zwei Naturparks und den größten See des Landes, der Obersauer Stausee, welcher sich in den Sommermonaten in ein Badeparadies verwandelt. Aber auch Rad fahren und im Langlauf im Winter sind möglich.

Die beiden bekanntesten Wanderwege führen zum einen durch den Naturpark Our und zum anderen durch den Naturpark Obersauer. Wir entscheiden uns für letzteren, da ich gern eine Badepause am See einlegen möchte. Auf den Wanderwegen geht es vorbei an zahlreichen Schlössern und Burgen, welche zum Träumen einladen. Die meisten von ihnen können besichtigt werden. Bekannt ist die Region auch durch ihre vielen Gedenkstätten. Eine der bekanntesten erinnert an die im zweiten Weltkrieg stattgefundene Ardennenschlacht. Um sich einen perfekten Tag in der Region zu planen, sich über aktuelle Veranstaltungen (wie ein Mittelalterfest oder ähnliches) zu informieren oder sich Wanderrouten zurecht zu planen gibt es seit Anfang 2020 die App „Visit Eislek“ welche man sich kostenlos herunterladen kann.

Erreicht werden kann das beliebte Wandergebiet sowohl mit dem Bus, mit der Bahn als auch mit Auto oder Taxi. Es gibt verschiedene Bahnhöfe, welche je nach geplanter Aktivität und Wanderroute ausgewählt werden können. Beispielsweise Drauffelt, Kautenbach oder Goebelsmühle. Mehr Informationen sind auf der Seite der luxemburgischen Bahn erhältlich: cfl.lu


Tag 4: vormittags Luxemburg, nachmittags Deutschland – Entlang des Moselradweges

Da wir für heute eine größere Tour geplant hatten, liehen wir uns ein richtiges Fahrrad in einem Radladen unweit des Bahnhofes aus. Dann ging es wieder in den Zug: Von der Hauptstadt in den Grenzort Wasserbillig. Die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg wird hier durch die Mosel gekennzeichnet, an deren Ufern beidseitig ein Radweg verläuft. Unser Ziel war es, auf luxemburgischer Seite bis nach Remich zu fahren, dort die Moselbrücke zu überqueren und auf deutscher Seite wieder zurück bis nach Grevenmacher zu radeln. Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, die Mosel zu überqueren, deshalb ist es leider nicht möglich komplett bis nach Wasserbillig auf der deutschen Seite zu fahren. Die Fahrt entlang der Mosel ist sehr angenehm. Es gibt kaum Berge und man hat fast durchgängig einen Radweg. Zu sehen bekommen wir größtenteils Weinberge, kleine hübsche Ortschaften und das ruhige Wasser des Flusses. Eine Strecke sind ungefähr 25 Kilometer. In Remich angekommen legen wir eine Mittagspause ein. Remich ist vor allem für die 882 stattgefundene Schlacht bei Remich bekannt. Heute ist die Stadt sehr beliebt bei Touristen und Zentrum des Weinbaus in Luxemburg. Es gibt in Remich viel zu entdecken. Besonders schön ist ein Spaziergang entlang der Uferpromenade der Mosel, aber auch die katholische Kirche St. Stephan mit ihrer spätbarocken Fassade ist ein Besuch wert.

Nach einem Bummel durch die Stadt geht es über die Brücke und auf deutscher Seite zurück. Wer noch Lust und Zeit hat, kann einen weiteren Zwischenstopp in Grevenmacher einlegen, um den dortigen Schmetterlingsgarten zu besichtigen.


Tag 5 – Im Süden des Landes unterwegs

Am letzten Tag wollten wir uns den Süden anschauen. Besonders interessierte ich mich für das Dreiländereck zwischen Frankreich, Belgien und Luxemburg. Wir planten verschiedene Städte entlang der südlichen Bahnverbindung zu besichtigen. Erster Stopp war die zweitgrößte Stadt des Landes: Esch an der Alzette. Sie wurde für das Jahr 2022 als Kulturhauptstadt Europas ausgewählt. Bekannt ist Esch an der Alzette für seine Architekturdenkmäler und seine guten Möglichkeiten, Einkaufen zu gehen. Am Galgenberg befindet sich eines der schönsten Freizeit- und Erholungszentren des Landes. Gezeichnet ist der Park durch Rosengärten, Brunnen, Sportanlagen, Wasserfälle und Wanderwege. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Stadt an sich hat eine bewegte Geschichte hinter sich, welche bis heute noch anhand vieler kultureller Sehenswürdigkeiten nacherlebt werden kann. Unter anderem kann das Nationalmuseuum der Widerstandsbewegung, die Hüttenwerke und die St. Josephs Kirche besichtigt werden. Besonders schön finde ich die Architektur Promenate im Zentrum der Stadt. Wir verbrachten hier ungefähr 2 Stunden, bis wir mit dem Zug nach Differdange fuhren. In Differdange besichtigen wir die historische Dampfeisenbahn „Train 1900“. Sie verbindet die beiden orte Petange und Fond – de Gras auf einer Gesamtlänge von 8 Kilometern. Ich empfehle euch, wenn möglich an einem Sonntag oder Feiertag herzukommen, denn dann könnt ihr selbst die Strecke mit dem Zug mitfahren. Aktuelle Informationen und Fahrpläne gibt es unter www.minettpark.lu/deu/train-1900

Die Bahn fährt durch den Industriepark von Fond de Gras, welcher den Namen Minett Park trägt. Der Blick aus dem Fenster fällt vor allem auf alte Fabrikgebäude der Stahlindustrie. Jedes Gebäude versprüht einen eigenen Charm, der gesamte park ist vom Bergarbeiter – Flair gekennzeichnet. Heute ist es hier sehr ruhig und die meisten Werke sind still gelegt. Aber noch vor 60 Jahren war dieses kleine Tal einer der wichtigsten Bergbaustandorte. Der Park Minett kann normalerweise auch in verschiedenen Touren besichtigt werden, welche Industriegeschichte des Südens erzählen.

Endstation ist der alte Bahnhof im Grenzort Petange. Die Stadt an sich empfinde ich als nichts besonderes, jedoch möchte ich gern zum Dreiländereck. Auf einem 30 minütigem Spaziergang durch die Straßen entdecken wir die Stadt. Mich wundert es, dass nirgends eine Ausschilderung vorhanden ist. Nach dem Fußmarsch dann die Ernüchterung: das Dreiländereck erreicht man nur durch einen kleinen Trampelpfand durch ein schlammiges Feld. Trotzdem lasse ich mich davon nicht beirren und laufe weiter. Aber auch als wir angekommen sind, wird die Lage nicht besser. Statt einem Denkmal, drei Flaggen und einem hübsch zurechtgemachtem Platz finden wir hier vor allem Müllberge. Auf einem kleinen Stück Feld steht ein kleiner Holzpfahl, das wars. Dahinter beginnen sowohl in Belgien als auch in Frankreich dichte Wälder. Leider lohnt sich dieser Besuch absolut nicht.


Tag 6 – Zurück in die Heimat

Am letzten Tag unternimmt man bekanntlich nicht gerade viel. Ich hatte jedoch noch eine Sache auf meiner Liste, die ich auf jeden Fall besuchen wollte. So ging es in der Frühe noch einmal mit dem Zug los, und zwar nach Vianden. Hier befindet sich der einzige Sessellift von Luxemburg. Auf einer Höhe von 440 Meter geht es über das Our Tal. Atemberaubende Ausblicke und Nervenkitzel garantiert! Oben angekommen bietet sich uns eine wundervolle Sicht über die umliegenden Ortschaften, die bergische Landschaft und die in der Sonne glänzende Our. Hätten wir im Anschluss noch mehr Zeit gehabt, gäbe es die Möglichkeit sich auf einer kleinen Wanderung bergabwärts noch das Schloss von Vianden anzuschauen und im Anschluss durch das mittelalterliche Städtchen zu schlendern. Leider geht unser Zug. So trinken wir nur einen Kaffee auf der Bergstation, machen ein paar Fotos und sprinten dann zum Zug, welcher uns innerhalb von 2 Stunden wieder nach Trier zurück fährt.