Travelling: 

it leaves you speechless, then turns you into a storyteller

– einige meiner schönsten Reisegeschichten


In den letzten Tagen, Wochen und Monaten habe ich viel über vergangene Reisen nachgedacht und auch mit dem ein oder anderen Freund über meine Erlebnisse geredet. Was uns immer allen aufgefallen ist, sind die unglaublich tollen Geschichten und Erinnerungen, die durch eine Reise entstehen. Ich glaube ich könnte stundenlang über erlebte Geschichten erzählen und hätte immer noch nur einen kleinen Bruchteil vom großen Ganzen erwähnt. Jede Reise endet letztendlich in einer wundervollen Erfahrung, in einer persönlichen Weiterentwicklung und einer unvergesslichen Geschichte. Geschichten sind das, was letztendlich von der Reise bleiben, das, was unser Herz erfüllt und uns mit dem Reiseort verbindet. Diese können mit den verschiedensten Emotionen gefüllt sein und uns negative oder positive Gefühle über das besuchte Land vermitteln. Negative Emotionen sind nicht schön, aber dennoch ist jede Art von Geschichte besonders.

Ich liebe es, Geschichten zu erleben und sie im Nachhinein zu erzählen. Damit meine ich verrückte Abenteuer, spannende und inspirierende Erlebnisse mit Einheimischen oder einfach emotionale Momente, die durch die Atmosphäre und die Stimmung hervorgehoben wurden. Ganz oft höre und fühle ich auch eine jahrelange Verbundenheit zu einem Ort, „Zweite Heimat“. Ich entwickel sehr schnell und sehr oft eine innige Beziehung mit verschiedensten Urlaubsorten, nicht zuletzt wegen den Menschen und den dort durchlebten Gefühlen. Bisher konnte ich mich mit jedem besuchten Urlaubsland identifizieren und mich einlassen, auf Kultur, Sprache, Erfahrungen und wundervolle neue Menschen. Besonders intensiv sind Erlebnisse auf Backpacking Reisen, einfach aus dem Grund da man viel schneller und häufiger mit anderen in Kontakt kommt und die verrücktesten Dinge ausprobieren möchte. Mit einem Rucksack auf dem Rücken bin ich ein anderer Mensch. Ich bin mutiger, freier und einfach glücklicher. Ich glaube es fällt mir nie so leicht, mit anderen in Kontakt zu treten, wie auf einer Backpacking Reise in einem fernen Land. Jeder von uns hat besondere Erlebnisse auf Reisen gemacht, jeder von uns hat seine eigene Reisegeschichte zu erzählen. Jeder von uns verbindet so viele Emotionen mit verschiedenen Zielen rund um den Globus.

Da uns in den letzten Monaten leider nicht besonders viel blieb, als die Erinnerung an die wundervollen Eindrücke, habe ich mir überlegt, ein paar zu Papier zu bringen. Ich selbst lasse mich gern von anderen Reisegeschichten inspirieren und bin letztendlich immer wieder erstaunt, wie viel Kraft und Einfluss eine Reise doch haben kann. Ich möchte mit euch ein paar meiner eindrucksvollen Geschichten teilen, euch anregen, selbst die schönsten Momente in einer Art Tagebuch aufzuschreiben, euch darüber zu unterhalten oder einfach in Erinnerung zu schwelgen.

„Du hast Post aus Kuba“



In der anderen Welt da gibt’s alles und zwar immer, fremde Länder, Autos und Internet. Da gibt’s Luxus und Hunger und hellere Zimmer mit traumhaften Postern über dem Himmelbett.

Havanna wartet und schaut auf das Meer. Wer wird wohl kommen und was bringt er her? Kommt ein Schiff mit Melonen? Kommt ein Makler mit Geld? Kommen Möwen oder Thronen hinter Meer und der Welt?


                                                                          - Havanna wartet, Wenzel


Eine meiner ältesten Geschichten, welche ich jedoch immer noch gern erzähle und an welche ich mich immer noch gern zurückerinnere begann im Oktober 2015, als ich 17 war, in Vinales in Kuba. Mein Papa und ich hatten damals eine zweiwöchige Rucksacktour über die Karibikinsel geplant und vorher nichts gebucht, außer den Flug. Wir waren frei in unserer Route und der Dauer eines Aufenthaltes. Seit Jahren war ich in Kuba verliebt, und bin es auch heute noch, so dass diese Reise an sich schon etwas ganz besonderes war. Ein Land von welchem ich so lange geträumt hatte, dessen Musik ich in jeder Faser meines Körpers spürte mit einer Kultur, die ich von Herzen liebte. Nach einigen Tagen am Meer in der Kleinstadt Guanabo, gefolgt von einer aufregenden Nacht in der wilden und leidenschaftlichen Hauptstadt Havanna, fuhren wir mit dem Sammeltaxi sechs Stunden weg von der Küste ins Landesinnere. Hier, im friedlichen Vinales schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Kaum ein Mensch war vom Auto aus auf den Straßen zu sehen, wahrscheinlich wegen des täglichen Nachmittagsgewitters. Angekommen in Vinales, waren wir zunächst ratlos. Anders als im Rest Kubas, wurde hier nicht an jeder Ecke mit einer Übernachtung geworben. Zufälligerweise wurden wir von einer netten, einheimischen Familie aufgegabelt, welche uns in ihrer kleinen Neubauwohnung für ein paar Nächte aufnahm. Ich war begeistert, von dem familiären Umfeld, den netten Menschen und ihrer Art und Weise zu leben. In einer drei Zimmer Wohnung wohnten hier drei Generationen, ein Zimmer wird regelmäßig an Reisende vermietet. Der Sohn der Familie, Gaguel war in meinem Alter. Gemeinsam mit der ganzen Familie haben wir Abendbrot gegessen, meistens traditionelle Gerichte aus Reis, schwarzen Bohnen und Bananenchips. In der Familie sprach keiner ein Wort Englisch, so dass der einzige Weg der Kommunikation unser gebrochenes Spanisch war, sowie Hände und Füße. Trotz der Sprachbarrieren verbrachte ich hier meine schönsten Abende in Kuba, egal ob auf der Terrasse, bei einem kleinen Bummel durch das abendliche Vinales oder in der gemütlichen Stube mit frischem Obst und kubanischem Bier. Am letzten Abend nahm mich Gaguel auf seinem alten Mofa mit bis zur Küste ins kleine Fischerdorf Esparanza. Er redete so viel, ich verstand leider nur sehr wenig. Was ich jedoch verstand war die Tatsache, dass er nicht weiter in Kuba herum gekommen war, als bis hier hin. Das ist der einzige Ort, an dem er bisher das Meer gesehen hatte. Als wir am nächsten Tag im Sammeltaxi Richtung Trinidad saßen, dachte ich noch lange darüber nach. Über das Leben hier, über die Lebenseinstellung und über die tiefe Verbundenheit, die die Kubaner zu ihrem Haus und ihrer Heimatstadt haben. Sicher fehlt vielen auch das Geld, mehr zu sehen, aber Gaguel und seine Familie brauchen es einfach nicht.

Zurück in Deutschland vermisste ich die Familie aus Vinales. Ich hatte mir im weiteren Verlauf der Reise oft gewünscht, wieder zu ihnen zurück zu fahren und den Rest des Urlaubs dort zu verbringen. Aber Papa wollte nicht. Ihn trieb es weiter nach Santiago und Santa Clara, wo wir unsere letzten Nächte auf einer kleinen Farm mitten im Nirgendwo verbrachten.

Es war bereits November und sehr kalt, als wir in Berlin landeten. Weg mit den kurzen Hosen und der Sonnenbrille, welche in Kuba mein steter Begleiter gewesen sind. Ich kam jedoch sehr schnell auf die Idee, irgendwie Kontakt zu der Familie in Kuba herstellen zu wollen. Einfach wurde das nicht. Weder ich noch mein Papa hatten eine genaue Adresse, noch einen genauen Namen. Ich gab mein bestes, über Google Maps in etwa die Straße und das Haus zu lokalisieren und schrieb einen Brief an die geschätzte Adresse. Da ich nur die Vornamen Juana (die Oma von Gaguel) und Gaguel kannte, schrieb ich diese auf den Brief. Mit Herzklopfen brachte ich ihn zur Post. In den nächsten Wochen wechselte sich die Hoffnung mit der Einsicht ab, dass es zu unrealistisch sei, dass der Brief ankommt. Nach Monaten des Wartens, es war bereits wieder Frühling, gab ich das Warten auf. Stattdessen überlegte ich, selbst einfach wieder nach Vinales zu fliegen. Im September, fast ein Jahr nach unserem Urlaub in Kuba, ich dachte schon gar nicht mehr an den Brief, kam meine Oma zu mir und meinte ganze verwundert „Was ist denn das, du hast Post aus Kuba.“

Es war die Antwort von Gaguel und Juana. Sie erzählten von sich, von ihrem Leben, fragten mich aus.Über die Schule, über Deutschland, über alles. Eine ganze Weile schrieben wir, sehr unregelmäßig, da Juana und Gaguel immer darauf angewiesen waren, meine in Englisch geschriebenen Geschichten von Reisenden auf Spanisch übersetzten zu lassen. Ich erlebte aus der Ferne so viel mit ihnen mit. Sie schrieben mir von lustigen Geschichten von Besuchern, Gaguel erzählte mir von seiner Hochzeit und dann eines Tages kam der letzte Brief. In ihm stand nicht viel, nur dass Juana vor ein paar Wochen verstorben war. Seitdem habe ich leider nichts mehr von ihnen gehört, aber ich trage die Geschichte und vor allem auch die Familie in meinem Herzen.



„I live in asia, Iam always travelling!“



„I sleep under the stars and then it starts to rain. Take cover in a bar and run into a friend, till the sun comes out again. Fall asleep in LA, wok up in Bangkok. Gave my soul to a babe in a pawn shop.
Oh my ee oh my home could be anywhere and any road, any road any road will take me there!“


- Woke up in Bangkok, Deepend


Meine nächste, unvergessliche Geschichte entstand in Thailand im Sommer 2017. Ich hatte vor ein paar Wochen mein Abitur bestanden und wollte danach nur noch eines: weg. So weit und lange wie möglich. Hier hatte ich einen der schönsten Momente in meinem Leben bisher. Tausende von Kilometern weit weg von zuhause, von allen Menschen, die ich liebe und allem was mir vertraut war. In einem fremden Land, mit einer Reisebegleitung, die ich erst seit einer Woche kannte. Aber ich muss gestehen, ich habe mich nie zuvor so lebendig gefühlt.

Mit der Reise nach Thailand verbinde ich nicht nur viele schöne und prägende Momente, sondern auch die Erfahrungen meiner ersten, eigenen Backpacking Reise. Ich flog ohne Eltern, ohne Begleitung ganz alleine um die halbe Welt. In Bangkok traf ich dann ein Mädchen, mit welchem ich die wundervollen Wochen in Südostasien gemeinsam verbrachte. Wir reisten zusammen einmal komplett durch Thailand: Von der stickigen und staubigen Hauptstadt auf die sonnige Insel Koh Pangan, von dort aus in den Westen nach Phuket, weiter auf die sogenannte Affeninsel Koh Phi Phi und schlussendlich in den wilden Dschungel nach Chiang Mai.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Nacht der Fullmoon Party am Strand von Koh Pangan. Sie ist ein Stück Kultur von Thailand. In dieser einen Nacht ist die ganze Stadt um den Had Rin Beach belebt, die Geschäfte haben bis in die Morgenstunden geöffnet und die Leute kommen von allen umliegenden Inseln und vom Festland nach Koh Pangan. Am Strand kann man Feuerschluckern zuschauen, welche verschiedenste Choreografien zur Musik performen. In dieser Nacht habe ich so viele Leute aus verschiedenen Ländern kennen gelernt, so viel Neues und spannendes erfahren und Thailand und seine Traditionen von einer ganz neuen Seite entdeckt. So, dass es am Ende der Nacht gar nicht mehr um die Party an sich ging, sondern eher um die Erfahrungen, die Gespräche und die verschiedenen Menschen, mit denen ich zusammen kam. Irgendwann gegen Morgen, als die meisten Leute schon gegangen waren und nur noch ein paar betrunkene Typen über den Strand torkelten, setzten wir uns zu einer Gruppe von Engländern ans Meer. Wir begannen eines dieser Late Night Gespräche zu führen. Da ich mit der Zeit immer müder wurde, legte ich mich schließlich in den Sand, die Füße so, dass sie durch die Wellen nass wurden. Am Horizont wurde es langsam hell. In irgendwelchen Clubs wurde noch vereinzelt Musik gespielt. Ich lag einfach da, lauschte der Musik und freute mich über jede Welle, die meine Füße berührte. Gleich müsste die Sonne aufgehen. Ich war kurz davor einzuschlafen, als es anfing leicht zu nieseln. Regenzeit. Warm und angenehm, so als würde der Regen die Überreste der Nacht weg waschen wollen. Dann schlief ich wohl doch ein und verpasste meinen so ersehnten Sonnenaufgang. Ich habe mich in diesem Moment so frei gefühlt, jedoch gleichzeitig so traurig und bedrückt. Weil alles enden würde. Weil ich nicht ewig durch Thailand ziehen kann, weil ich nicht immer bis zum Sonnenaufgang am Meer liegen kann. Meine erste Nacht am Strand, ungeplant. Ein Erlebnis, an welches ich mich ewig erinnern werde.

Vor dem Einschlafen unterhielt ich mich lange mit einer der Engländerinnen aus der Gruppe. Sie war vor ein paar Jahren nach Kambodscha ausgewandert. Wir sprachen über alles mögliche. Über unsere weiteren Reisepläne, unsere Herkunft, unser Leben. Die typischen Fragen, die jedes Mal aufs Neue interessant sind. Interessant, da ich mich von den Menschen und ihren Geschichten inspirieren lasse und jedes Mal erstaunt bin, was es doch für unterschiedliche Lebensentwürfe und mutige Geschichten gibt. Auf die Frage, wie lange sie denn noch unterwegs sei, lachte sie, breitete die Arme aus und rief „ I live in asia, iam always travelling!“. Ein Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe. Ein Satz voller Erfüllung, Glück und Freiheit.



„Wir müssen uns davon lösen, immer eine Aufgabe zur Beschäftigung zu brauchen!“



"Geht klar, keine Frage – es ist alles okay. Auch die kostbarsten Momente gehen vorbei, Schon klar, doch – hey –das tut nicht mal weh. All die Augenblicke nimmt mir keiner mehr. Ganz bestimmt, die nimmt mir keiner mehr!"


- All die Augenblicke, BAP und Clueso


Frühling 2019, irgendwo im Atlasgebirge in Marokko. Seit einem halben Jahr studierte ich, seit einem halben Jahr erwartete ich sehnsüchtig die ersten Semesterferien. Endlich wieder weg, endlich wieder Abenteuer erleben. Für ein paar wunderschöne Tage die Zeit und den Alltag vergessen und die unbekannten Seiten Marokkos, abseits von Hotels und überfüllten Stränden kennenlernen. Es war einer der letzten Tage des Urlaubs, wir hatten uns entschlossen, mit dem Quad einen winzigen Teil des Gebirges abzufahren. Ich bin noch nie zuvor Quad gefahren, was den Ausflug zu einem doppelten Erlebnis machte. Es ging über unbefestigte Straßen, über Hügel, durch dichte Wälder und vorbei an kleinen Dörfern. Unsere einzigen Wegbegleiter waren Hunde, welche wütend bellend aus den Häusern gestürmt kamen, aus einiger Entfernung uns und unser Gefährt betrachteten und lauthals verkündeten, dass wir unerwünscht sind. Menschen sahen wir fast keine. Die Mittagssonne war wohl zu heiß. Ich war erstaunt von der Landschaft, trotz der Tatsache, dass wir nur einen Bruchteil des Gebirges erkundeten, wechselte das Bild aller paar Minuten. Von Aussichtspunkten auf weit ausgedehnte, grüne Täler über schneebedeckte Berge im Hintergrund bis zu wüstenähnlichen, trockenen Ebenen, in denen nichts wuchs. Gegen Nachmittag verfuhren wir uns; Unglücklicherweise, oder auch Glücklicherweise, je nachdem wie man es nimmt. Inmitten der vielen Wege entdeckte ich ein kleines Holzschild, welches einen nahegelegenen Aussichtspunkt anzeigte. Wir entschieden uns kurzerhand das beste aus der Situation zu machen. Da wir sowieso nicht wussten, wo wir waren, parkten wir die Quads und folgten dem geheimnisvollen Schild. Nach ein paar Metern kamen wir an einer kleinen Steinhütte vorbei, vor dessen Türen ein nackter Mann in einer Hängematte zwischen zwei Palmen schlief. Natürlich tauschten wir uns lautstark darüber aus. Leider verlief sich der Weg wenige Meter nach seinem Haus zwischen steilen Felswänden und dichtem Gestrüpp. Schade. Wir drehten um. Auf dem Rückweg wurden wir von unserer „Bekanntschaft“ aus der Hängematte angesprochen. Auf deutsch. Er hatte unser Gespräch auf dem Hinweg belauscht. Wir wurden eingeladen, uns mit ihm auf die Terrasse zu setzten und ein bisschen zu quatschen. Er erzählte uns von sich, von seinem ehemaligen Job in Deutschland als Bankangestellter. Seit einigen Jahren lebte er nun hier, ohne Job, ganz allein und ohne richtig arabisch sprechen zu können. Auf der einen Seite war ich sehr inspiriert, von seiner Freiheit, die er sich einfach nahm und auch von dem Mut, alles hinter sich zu lassen und ohne Fremdsprachenkenntnisse oder Aussichten auf ein geregeltes Leben mit Arbeit, Freunden und Familie einfach aufzubrechen. Auf der anderen Seite konnte ich es mir aber nicht vorstellen. Was macht er den ganzen Tag? Es klang ein wenig langweilig und eintönig, aber vor allem eines: einsam. Nachdem ich neugierig nachfragte, lächelte er. Er hatte diese Situation wohl schon oft gehabt. „Wir müssen uns davon lösen, immer eine Aufgabe zur Beschäftigung zu brauchen. Als ich noch in Deutschland gewohnt habe, war ich auch der Meinung, dass ich immer etwas bräuchte, das mich beschäftigt, eine Aufgabe eben. Seitdem ich hier bin, habe ich gelernt, jeden Tag so zu nehmen wie er ist, das zu tun, was ich tun will. Ohne Plan. Ich habe gelernt, dass ich nur mit mir überleben kann, ohne von Anderen beschäftigt zu werden und ohne mir selbst Aufgaben zu stellen.“

Ich dachte noch lange über ihn nach. Über seine Worte, sein Leben und seine Einstellung. Auch in vielen Momenten nach dem Urlaub, als ich ich wieder im überfüllten Hörsaal der Uni saß, erinnerte ich mich manchmal daran, was er uns sagte. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der gleichzeitig so frei und so eingeengt war. Ohne Geld und Verdienst saß er fest.

Immerhin konnte er uns zum Schluss helfen, den Rückweg zu finden.



„Wenn ich das so höre, würde ich dich am liebsten nirgendwo mehr hinlassen!“



"We make our way to a hill beside the sea, with salt in the air and sand on our feet.

We fought the sun as a burn upon our skin. These memories will stay with me."


- These memories, Hollow Coves



Denke ich im Nachhinein über diese Geschichte nach, fällt mir erst einmal auf, wie gefährlich es hätte enden können. In dem Moment, als ich mich dazu entschied sie zu erleben, hatte ich allerdings keinerlei Zweifel oder Angst. Vielleicht bin ich naiv, vielleicht ein wenig zu leichtsinnig. Aber ich lebe. Und ich erlebe. Immer und immer wieder.

Wir sind wieder im Sommer 2017, auf der Heimreise von zwei wundervollen Monaten in Südostasien. Mit der unbekannten Fluggesellschaft OmanAir geht es von Bangkok wieder zurück nach Frankfurt, mit Zwischenstopp in der Omanischen Hauptstadt Maskat. Ich bin nach zwei Monaten wieder allein unterwegs, denn meine Begleitung hat sich entschlossen, noch länger zu bleiben. Um 9 früh landete ich im Oman, am nächsten Früh um 3 ging der Flug nach Deutschland. 18 Stunden auf einem kleinen Flughafen mit einem auf 4 Stunden limitierten Internetzugang und ohne Begleitung. Doch schnell entwickelte sich der Aufenthalt hier zu einem tollen Abenteuer, denn kurz nach Ankunft sprach mich eine junge Französin, Marie, an, welche noch länger warten musste als ich. Ihr Plan war es, den Flughafen zu verlassen, ein Taxi in die Stadt zu nehmen und ein bisschen arabische Luft zu schnuppern. Ich war Feuer und Flamme. Die Ernüchterung kam, als wir beim Einreiseschalter ein Visum für 100 Euro beantragen mussten. Das Problem war nicht der Antrag an sich, sondern das Geld. Für ein paar Stunden in Maskat fast mehr Geld ausgeben als für eine ganze Woche in Thailand? Etwas unverhältnismäßig fand ich. Und so blieb uns vorerst nichts anderes übrig, als uns mit dem Flughafen zufrieden zu geben. Nach einiger Wartezeit lernten wir zwei Einheimische kennen, welche gerade aus Sallalah gelandet waren. Es war mehr oder weniger Marie, welche den Kontakt zu ihnen hergestellt hat und sich eingehend mit ihnen unterhielt. Sie boten uns als, uns die Stadt und den schönsten Strand in der Nähe zu zeigen. Schön wäre es, dachte ich. Wir erläuterten unser Problem mit dem Visum, was für sie jedoch keines darzustellen schien. Ein kurzes Gespräch mit der Frau am Einreiseschalter und wir durften den Flughafen verlassen. Ohne Visum. In dem Moment waren wir doch illegal im Oman, oder? Ich recherchierte hinterher, wie so etwas denn möglich sein kann und kam nur zu einem Entschluss. Das Gesetz, dass auch Tagestouristen ein Visum brauchen bzw. für ein Visum bezahlen müssen wurde erst wenige Tage vor unserer Ankunft erlassen. Vielleicht konnten die beiden netten Männer die Dame überzeugen, uns nach den alten Regeln einreisen zu lassen.

Mit dem Auto der beiden ging es in die Stadt. Maskat ist anders, als ich es mir vorgestellt habe. In nur wenigen Augenblicken verliebte ich mich in die Stadt. Maskat ist keine typische Hauptstadt, welche durch Wolkenkratzer, Stress und überfüllte Straßen geprägt ist. Die niedrigen Häuser lachten uns in einem freundlichen weiß entgegen, im Hintergrund erheben sich die gewaltigen Berge des Hadschar Gebirges und auf der anderen Seite glitzert das Meer. Die Stadt scheint ruhig zu sein, fast menschenleer. Die beiden Einheimischen erklären uns, dass die meisten Menschen erst am Abend unterwegs sind. Tagsüber ist es zu heiß. Verständlich. In nur wenigen Minuten außerhalb des klimatisierten Flughafens war ich komplett nass geschwitzt. Die Zeit in der Hauptstadt verging wie im Flug. Die beiden Omanis (ich habe leider die Namen vergessen bzw. vor Ort auch schon nicht richtig verstanden) wollten uns so viel zeigen, wie nur möglich. Wir fuhren gefühlt durch die ganze Stadt, von einem ihrer Lieblingsorte zum nächsten. Maskat im Schnelldurchlauf. Uns blieb kaum Zeit zum staunen, fotografieren oder innehalten. „Stay here with us for the next days and we will show you the whole country“, wurden wir eingeladen. So gerne ich geblieben wäre, ich lehnte ab. Und Marie ebenfalls. Ich glaube an genau diesem Tag entdeckte ich meine Liebe zur arabischen Kultur. Noch heute beschäftige ich mich mit dem Leben in arabischen Gebieten und versuche mich durch die schwere Sprache zu kämpfen.

Der Tag endete wie im Film. Am Meer mit einem traditionellen arabischen Gericht, welches mir allerdings zu scharf war. Kurz vor der Rückfahrt zum Flughafen hielt ich meine Füße noch einmal in das warme Wasser des arabischen Golfes. Weiter durfte ich nicht rein.

Ohne weitere Zwischenfälle, ohne Probleme kamen wir am Flughafen an. Es war so spät geworden, dass ich nur noch fünf Stunden auf meinen Flieger nach Hause warten musste.

Ohne groß darüber nachzudenken erzählte ich zuhause meinen Eltern diese Geschichte (und alle weiteren natürlich auch). Meine Mama sah mich erschrocken an, und meinte „Wenn ich das so höre, würde ich dich am liebsten nirgendwo mehr hinlassen!“. In keiner Sekunde hatte ich daran gedacht, das etwas hätte passieren können. Im Nachhinein verstehe ich, dass es nicht gerade schlau ist, mit zwei fremden Männern, in einem fremden Land mitzugehen. Aber ich glaube ich habe auf meiner Reise in Thailand und auch auf dem Tagesausflug im Oman etwas sehr wichtiges gelernt: Vertrauen. Damit meine ich nicht nur Vertrauen in andere Menschen, sondern auch in mich. In mich und meine Menschenkenntnis.



„I work for the Emirates“



"You and I don't say goodbye, all we need is one night in Dubai. Close your eyes, ending the light,
all we need is one night in Dubai!"


- Arash ft. Helena, one night in Dubai


Eine Idee,welche ich bis heute verfolge entstand im Sommer 2019 in Dubai. Ich habe bereits über die wundervolle Zeit in der wundervollen Stadt geschrieben, jedoch diese Geschichte nicht erwähnt.

An einem sonnigen, heißen Samstag, das Thermometer zeigte weit über 40 Grad an, fuhren wir mit einem wackligen Jeep aus der Stadt heraus in die Wüste. Im Jeep waren wir nicht allein. Uns begleiteten ein Amerikaner, welcher sich gerade auf Weltreise befand und zwei Portugiesen. Nach einer wackeligen Fahrt über die weiten Sanddünen gelangten wir an ein Wüstendorf, in welchem wir den Abend verbrachten. Im Laufe der Abendstunden begannen wir das ein oder andere Gespräch mit unseren anderen drei Begleitern. Es war ein schöner Abend, ein schönes Kennenlernen der arabischen Kultur und eine schön Fahrt, zurück in die Stadt. Zum Abschied schissen wir ein Erinnerungsfoto mit unserer ganzen Gruppe und dem Fahrer des Jeeps.

Am Dienstag darauf, unserem letzten Tag in den Vereinigten Arabischen Emiraten zog es uns raus aus der Stadt, raus aus dem Land. Mit einem kleinen Bus sollten wir einen schönen Tag in einem kleinen Fischerdorf im Oman, kurz hinter der Grenze verbringen. Überraschenderweise trafen wir hier wieder auf unsere portugiesischen Bekannten von der Wüstensafari. Was für ein lustiger Zufall. Diesmal waren sie jedoch nicht nur zu zweit, sondern in Begleitung eines Mädchens, etwa in unsrem Alter. Durch den gemeinsamen Ausflug und die lange Fahrtzeit kamen wir ins Gespräch. Ich erfuhr unter anderem, dass sie in Dubai wohnt. Wow dachte ich, das muss schön sein. „I work for the Emirates“, erklärte sie ihre derzeitige Wohnsituation. Sie erzählte uns von ihren Erfahrungen, dem Leben in der wunderschönen Stadt und von vielen Reisen in unbekannte Länder wie Nigeria oder Somalia. Ich erfragte, wie es denn sei, hier zu wohnen. „Es wird normal,k“, sagte sie. Und das war eines der schönsten Dinge, die ich mir vorstellen konnte. Im Moment war es für mich noch unvorstellbar, ein normales, alltägliches Leben in Dubai zu haben, so wie in Deutschland auch. Aber ich stelle es mir unheimlich toll vor, ein Teil der Stadt und des Alltags zu werden. Sich hier nicht mehr wie ein Gast zu fühlen, sondern zuhause.

Schon lange ist es mein Traum, Flugbegleiterin zu werden. Schon lange wünsche ich mir, Teil einer internationalen Fluggesellschaft zu werden und die Erde auf diese Weise zu entdecken. Fliegen fühlt sich für mich toll an. So frei und unbeschwert. Fliegen verbinde ich immer mit neuen Abenteuern und dem Beginn einer unvergesslichen Erfahrung. Ihre Geschichte lies mich nicht mehr los. Seit dem ersten Tag in Dubai, bin ich in die Stadt verliebt, in die Menschen, die Kultur und das Gefühl, dort zu sein. Seit unserem Check in am Flughafen in Hamburg bin ich ein Fan von Emirates. Ich hatte auch vorher schon viel gutes über die Airline gehört und war umso begeisterter, nachdem ich mit ihnen geflogen bin. Ich nahm aus dieser Reise und aus der Bekanntschaft etwas ganz wichtiges für mich mit: Ich werde an meinem Traum arbeiten.

Gesagt getan, ein paar Überlegungen, Zweifel und Unsicherheiten später entschloss ich mich, zum Open Day von Emirates zu gehen und zu schauen, wie weit ich komme.

Ich bin dankbar, diese Chance zu bekommen und vor allem stolz auf mich selbst, den Mut gehabt zu haben, es zu versuchen. Ausgehend von einer Geschichte einer Fremden im Urlaub habe ich es geschafft meinen Traum anzupacken, es nicht mehr auf später zu verschieben, sondern genau jetzt daran zu arbeiten. Von dem Moment an, in welchem ich in Dubai landete, gab es für mich nur noch Emirates. Von diesem Augenblick an hing mein Herz an Dubai und ich wusste, ich würde alles dafür geben, um eines Tages mehr zu sein, als nur ein Tourist.

Wir alle haben solche Geschichten. Wir alle haben etwas zu erzählen. Ich genieße jede Reisegeschichte die ich höre, denn ich fühle, wie sehr sie die Menschen geprägt haben. Ich bemerke, wie glücklich die meisten werden, wenn sie sich zurückerinnern, an einen Koffer voller Momente. Auch dieser Beitrag soll nur eine kleine Auswahl sein von unzähligen, wundervollen Erlebnissen, an welche ich jederzeit gern zurückdenke. Ich bin dankbar für jede einzelne Erfahrung, die ich sammeln konnte und für jede einzelne Bekanntschaft, die mich persönlich bereichert hat. Reisen ist mehr, als nur mal eben für eine Woche in ein anderes Land zu fliegen, Reisen ist Geschichten erleben. Reisen ist, sich selbst zu ändern oder den Mut zu haben, über sich hinauszuwachsen. Diese Geschichten sind nur ein kleiner Teil, warum ich das Reisen so sehr liebe. Aber sie alle werden zu einem großen Teil von mir!