Den Frühling begrüßen im wunderschönen Nationalpark "sächsische Schweiz"

„Hier wo man von den schroffsten Felsenwänden gerade die Elbe sieht, wo in der kleinen Entfernung der Lilien,- König,- und Pfaffenstein malerisch gruppiert liegen und überhaupt dem Auge ein ganzes darstellt welches mit Worten nie beschrieben werden kann.“


- August von Goethe 1819 über die Aussicht von der Bastei

Der Frühling kommt und damit auch wieder die Lust, mehr draußen zu sein, wandern zu gehen und die ersten Sonnenstrahlen genießen. Freie Tage in dieser Jahreszeit verbringe ich gern in Deutschland, in meiner näheren Umgebung. Alles wirkt neu, erfrischend und lebendig. Im Frühling habe ich nicht das Bedürfnis, ans andere Ende der Welt zu fliegen, sondern bin froh, meine Heimat in dieser wundervollen Jahreszeit neu kennen zu lernen. Ein Ziel, welches nie langweilig wird und jedes Jahr, zu eigentlich jeder Jahreszeit, einen Reiz hat, ist die sächsische Schweiz - ein Naturschutz- und Wandergebiet nahe Dresden. Gezeichnet wird das Landschaftsbild von bizarren Felsformen und der Elbe, welche sich in einem schmalen Tal durch die Region schlängelt. Bewegung an der frischen Luft, unberührte Natur und atemberaubende Panoramaaussichten – das und noch vieles mehr hat der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges zu bieten. Es gibt kaum einen schöneren Ort, an welchem ich im Frühling meine Seele beim Wandern so gut baumeln lassen kann. Bei schönem Wetter und klarer Sicht kann man von verschiedenen Aussichtspunkten über ganz Ostsachsen schauen. Ich möchte euch nun die schönsten und sehenswertesten Orte des Nationalparks vorstellen und drei wunderschöne Wanderrouten zeigen, auf welchen sich die Besonderheiten des Elbsandsteingebirges entdecken lassen. Alle wichtigen und schönen Orte können problemlos mit dem Zug von Dresden erreicht werden. Die Bahnstrecke führt direkt entlang der Elbe und durchquert alle Ortschaften der sächsischen Schweiz. Gute Startpunkte für einen gelungenen Wandertag sind entweder die kleine Stadt Rathen oder die Grenzstadt Schmilka.

Bad Schandau – Kneipkurort am Ufer der Elbe


Bad Schandau ist die größte Stadt des Elbsandsteingebirges und touristisches Zentrum. Durch ihre tolle Lage und den historischen Kern ist sie sehr sehenswert. Hier kann man vor allem entspannen. Egal ob in wunderschönen Hotels mit Blick auf die Elbe, der Toskana Therme oder bei einer ruhigen Dampferfahrt. Des Weiteren könnt ihr in dem Kneipkurort zahlreiche Museen über den Nationalpark und die Stadtgeschichte besuchen. Ebenfalls sehenswert ist die evangelische St. Johanniskirche, der Marktplatz im Renaissance Stil oder der botanische Garten.

Die Bastei, die Felsenbühne Rathen und die Felsenburg Neurathen – einer der schönsten Aussichtspunkte Europas


Eine der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Gebietes erreicht man am besten von Rathen aus. Nach einer kurzen Bootsfahrt an das andere Ufer der Elbe erwandert man in einer knappen Stunde die Bastei und die Basteibrücke, eine außergewöhnliche Felsformation mit einem Aussichtspunkt, welcher einen schönen Blick über das Elbsandsteingebirge und das Elbtal ermöglicht. Sie gelten als einer der schönsten Aussichtspunkte Europas. Die Bastei wird auch als Felsenlabyrinth bezeichnet und war eine der ersten Sehenswürdigkeiten der Region. Beim Aufstieg kommt man an einem Freilichtmuseum über die ehemalige slawischen Besiedlung in der Umgebung und der Felsenbühne Rathen vorbei. Hierbei handelt es sich um die größte Naturbühne in Sachsen. In den Sommermonaten werden hier zahlreiche Stücke aufgeführt. Neben echten Klassikern und modernen Aufführungen gibt es auch immer mehr Angebote für Kinder.

Oben angekommen erwarten einen gleich mehrere Highlights. In 194 Metern über der Elbe erhebt sich ein Hotel und ein dazugehöriges Restaurant mit einem einmaligen Panoramablick. Ein wichtiges Ziel, welches in der sächsischen Schweiz verfolgt wird ist der Naturschutz. Das Gebiet wird in verschiedene Zonen unterteilt mit unterschiedlich strengen Regeln. Die strengsten Regeln gelten in der Kernzone. Die Bastei ist nicht nur Bestandteil dieser Zone, sondern war sogar dass erste Naturschutzgebiet des Elbsandsteingebirges.

Über die Basteibrücke erreicht man eine weitere Sehenswürdigkeit: die Felsenburg Neurathen aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist die größte Felsenburg der sächsischen Schweiz.

Gegen eine kleine Eintrittsgebühr kann diese bestaunt werden. Besichtigt werden können unter anderen in den Fels gehauene Räume, Steinkugeln von mittelalterlichen Katapulten und Zisternen.



Schwedenlöcher und Amselgrund mit Bootsfahrt


Es gibt viele Wege, zur Bastei zu wandern. Neben der bekanntesten Route Rathen-Bastei möchte ich euch eine weitere vorstellen. Der Startpunkt ist der PKW Parkplatz in Lohmen. Ich mag diese Strecke mehr, da die Wanderung länger dauert und mehr Einblicke in die Natur und die Umgebung bietet. Außerdem beinhaltet sie ein ganz besonderes Highlight: Tretboot fahren auf dem Amselsee inmitten ungewöhnlicher Felsformationen. Zuerst einmal führt die Wanderung ein paar Meter entlang einer kleinen Straße, bis ein kleiner Wanderweg in den dichten Wald abgeht. Über Stock und Stein, durch den dichten Laub- und Nadelwald geht es nun an verschiedenen Aussichtspunkten vorbei bis zu den wilden Schwedenlöchern. Diese sind klammartige Schluchten mit engen Wegen und zahlreichen Treppen zwischen den Felsen. Kleine Nischen, mit Moos bewachsene Felsvorsprünge und herunter gefallene Felsbrocken zieren das Landschaftsbild. Die Wanderung wird zu einem echten Abenteuer, denn ihr müsst zum Teil klettern und euch durch die engen Nischen zwängen.  Zum Teil geht es durch kleine Höhlen hindurch und über enge, rutschige Brücken hinweg. Besonders an warmen Sommertagen sind die Schwedenlöcher das optimale Ziel in der sächsischen Schweiz, da hier ein kühles und feuchtes Klima herrscht. Am unteren Ende der Schlucht befindet sich der Amselgrund. Geprägt ist dieser durch den Grünbach, ein kleiner Fluss der sich durch die Felsen schlängelt, dem größten Wasserfall in der sächsischen Schweiz an der Amselfallbaude und dem Amselsee. Das herrlich türkis schimmernde Wasser und die romantischen Felsformationen im Hintergrund sind eine einmalige Kulisse. Bei schönem Wetter könnt ihr euch ein Tretboot ausleihen und auf dem See die Ruhe genießen.

Vom Amselsee geht es dann wieder nach oben in Richtung Basteibrücke. Wer es lieber ein wenig ruhiger mag, kann aber auch entlang des Grünbaches noch länger  durch den Amselgrund schlendern und die erfrischende Luft genießen.

Von Schmilka bis zur Idagrotte


Wie bereits geschrieben ist Schmilka einer der besten Startpunkte für eine Wanderung durch die sächsische Schweiz. Hier starten viele Wanderwege zu den schönsten Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten. Eine tolle Route führt von hier bis zur Idagrotte. Unterwegs kommt ihr an tollen Sehenswürdigkeiten vorbei.

Erster Punkt der Wanderung ist die Heilige Stiege. Unzählige eiserne Stufen schlengeln sich eng zwischen den Felsen hinauf. Diese eignet sich perfekt als Bein und Po Workout, denn ich verspreche euch: die Muskeln werden am nächsten Tag brennen. Oben angekommen wird man mit einer tollen Aussicht belohnt. Unter euch der dichte Wald, in der Ferne die Umrisse des Liliensteins, links und rechts ungewöhnliche Formen und Felsen.

An einer kleinen Gabelung geht der Weg weiter nach links, zum Carola Felsen. Hier erwartet euch die nächste phänomenale Aussicht auf 465 Metern Höhe. Bei guter Sicht kann man von hier aus sogar bis nach Dresden schauen. Viele Wanderer nutzen die Felsen für eine Mittagspause in der Sonne oder ein kleines Mittagsschläfchen auf den abgerundeten Felsen. Weiter geht es in Richtung Idagrotte durch die Kernzone des Nationalparkes. Hier dürfen wir die Wege nicht verlassen. Ein kleiner Abstecher führt an einer Kreuzung zum „kleinen Winterberg“, einer kleinen Erhebung mit Aussicht. Jedoch kann der Gipfel aufgrund seiner Lage in der Kernzone nicht vollständig erklommen werden. Auf dem weiteren Weg zu unserem Ziel genieße ich die Aussicht. Ein kleiner Pfad schlängelt sich zum Teil nur einige Meter vom Abgrund, direkt an den Felswänden entlang. In weiter Ferne sehe ich die Umrisse des Kuhstalls. Ich liebe diese Route sehr, da sich an fast jeder Ecke ein neuer Aussichtspunkt versteckt und ich aus dem Foto schießen gar nicht mehr heraus komme. Außerdem fällt mir auf, dass die Wege im Vergleich zu anderen Wanderwegen weniger überlaufen sind. Nach 2 Stunden Wanderung gelangen wir schließlich zur Idagrotte, welche auch den Namen Friensteinhöhle trägt. Direkt am „Eingang“ steht eine Informationstafel, welche über die Entstehungsgeschichte der Grotte erzählt. Die Höhle an sich besteht aus vielen kleinen und großen Löchern im Gestein. Die sich daraus ergebenden Hohlräume sind zum Teil so hoch, dass man die Decke nicht berühren kann, zum Teil aber auch so niedrig, dass man in die Öffnungen kriechen muss. Direkt neben der Grotte geht es einen Hang steil hinab. Der Rückweg ist ausgeschildert.  In einer knappen Stunde seid ihr dann wieder oberhalb der Heiligen Stiege.

Vom Fotorahmen der sächsischen Schweiz hoch hinauf zum Himmel


Eine weitere abenteuerliche Wanderung startet am wunderschönen Lichtenhainer Wasserfall und führt über das beeindruckenden Felsentor namens „Kuhstall“ bis zur imposanten Himmelsleiter. Die Wanderung wird als leicht und für alle Fitnesslevel eingestuft und Dauert ungefähr 1,5 Stunden. Durch die dichten umliegenden Wälder geht es zunächst zum Kuhstall, einer kurzen und breiten Höhle. Er ist ein beliebtes Fotomotiv, denn seine Form wirkt aus einiger Entfernung betrachtet wie ein Rahmen um die sächsische Schweiz. Seinen Namen erhielt der Felsen bereits im 15. Jahrhundert, als Raubritter der ehemaligen Burg Wildenstein hier ihr Vieh unterbrachten. Direkt neben dem ehemaligen Stall befindet sich eine kleine Gaststätte, welche in den Frühlings- und Sommermonaten geöffnet hat.

In unmittelbarer Nähe des Felsentores startet der Aufstieg zur Himmelsleiter. Die Himmelsleiter ist eine schmale Eisentreppe, welche sich zwischen zwei Felsschluchten ihren Weg 27 Meter nach oben bahnt. Ihren Namen erhielt sie aus dem Grund, weil ihr beim Aufstieg nach oben zunächst nichts außer den Himmel sehen könnt. Wer unter Platzangst leidet, sollte dieHimmelsleiter eher meiden. Zwischen den engen und hohen Felsen fühle ich mich oft sehr eingeengt und  unbeweglich. Oben angekommen, erwartet euch ein wunderschöner Aussichtspunkt auf die umliegenden Nadelwälder.

Die Festung Königststein


Ein absolutes Highlight ist die Festung Königsstein - eine der größten Bergfestungen Europas und das mitten in Sachsen! Die auf einem Tafelberg gelegene Festung ist auf einem 30 minütigen Aufstieg vom gleichnamigen Ort Königsstein zu erreichen. Auf der Burg selbst fühlt man sich in der Zeit zurückgesetzt. Die gesamte Anlage ist wie ein Museum gestaltet, in welchem das zivile und militärische Leben der damaligen Zeit in knapp 250 Metern über der Elbe hautnah nachempfunden werden kann. Die Festung kann entweder im Rahmen einer Führung aber auch auf eigene Faust erkundet werden. In mitten der Festung geht es tief hinab, denn hier befindet sich der zweittiefste Bergbrunnen Europas, mit einer Tiefe von 152,5 Metern. Da kann es einem schon ganz schön mulmig werden, wenn man in das tiefe, schwarze Loch hineinschaut. Die Geschichte der Festung ist bewegend und aufregend. In der Vergangenheit hatte sie vor allem eine wichtige militärische Bedeutung, diente aber auch einige zeit lang als Gefängnis. Die Entwicklung der vergangenen Jahre bis zur heutigen Form des historischen Freilichtmuseums werden anschaulich und lebensnah geschildert. Zur Unterhaltung finden auch regelmäßig verschiedene Veranstaltungen wie Mittelalterfeste oder Lichtervorführungen statt. Im Moment ist das Museum aufgrund von Corona noch auf unbestimmte Zeit geschlossen, Interessierte können jedoch an virtuellen Führungen und Rundgängen teilnehmen. Mehr Informationen dazu sind auf der Webseite zu finden.

Schon von weitem erkennbar: Der Lilienstein


Eines der markantesten Merkmale der Region ist der Berg Lilienstein. Er ist ebenfalls ein Tafelberg und sticht in der meist flacheren Landschaft am rechten Ufer der Elbe imposant hervor. Am Lilienstein kann sowohl gewandert, als auch geklettert werden. Geklettert werden darf in der sächsischen Schweiz insgesamt nur an drei Orten. Besonders die an der westlichen Seite des Berges befindlichen massiven Wände sind bei Kletteren beliebt. Für eine Wanderung auf den Aussichtspunkt und zum oben gelegenen Gasthaus gibt es zwei Wege. Zum einen könnte die Stadt Königsstein mit einem Aufstieg über den Südgipfel zum Ausgangspunkt werden, aber auch die Orte Rathen, Waltersdorf und Prossen können mit einer etwas längeren Wanderung zum Gipfel des Liliensteins führen. Mein persönlicher Tipp für ein unvergessliches Erlebnis: Macht euch früh am Morgen auf die Socken! Vom Lilienstein lässt sich super der Sonnenaufgang beobachten. Vor allem in den Sommermoanten solltet ihr es euch nicht entgehen lassen, der gold-gelben Sonne beim Aufsteigen über der Elbe zuzusehen. Die Landschaft sieht in den frühen Morgenstunden wie verzaubert aus. Der Nebel hängt noch im Tal, die Elbe schlengelt sich ihren Weg durch die Felsformationen und die Luft ist noch angenehm kühl.

Der Malerweg – auf den Spuren der Künstler durch das Elbsandsteingebirge


Das Elbsandsteingebirge ist voller Überraschungen, tollen Aussichtspunkten und zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Innerhalb des Gebietes gibt es unzählig viele Wanderwege, von welchen sich sicher jeder einzelne lohnt. Doch der facettenreichste und sehenswerteste Wanderweg ist und bleibt der Malerweg. Er gilt zurecht als der schönste in Deutschland. Seinen Namen erhielt er, da er viele Künstler zu ihren malerischen Werken inspirierte. Auf einer 112 km langen Route geht es an allen Höhepunkten und Sehenswürdigkeiten vorbei. Empfohlen wird, den Weg an acht Tagen zurückzulegen. Im Internet gibt es vorgeplante Etappen und Tagesziele. Entlang des Weges finden sich zahlreiche Unterkünfte, über 70 von ihnen sind mit dem Zertifikat „Wanderfreundlich am Malerweg“ versehen. Darunter ist zu verstehen, dass man problemlos eine Nacht bleiben kann, beim Gepäcktransfer Unterstützung erhält und die Möglichkeit hat, Lunchpakete zu erhalten. Das Gepäck wird bei solchen Angeboten problemlos von einer zur anderen Unterkunft transportiert, ohne dass man es beim Wandern auf dem Rücken tragen muss. Ein empfehlenswerter Reisebegleiter für diesen Urlaub ist das Handbuch „Wanderromantik in der sächsischen Schweiz“. Neben hilfreichen Tipps zur Etappenplanung und den Unterkünften findet ihr auch jede Menge wissenswerte Informationen über die hier entstandenen Kunstwerke und über die Region allgemein.

Natürlich hat die sächsische Schweiz noch viel mehr zu bieten, als ich in diesem Beitrag dargestellt habe. Es gibt eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, welche ich noch nicht benannt habe. Ich werde, wenn es wieder möglich sein wird meinen Wanderrucksack packen und mich auf an die Elbe machen, um neue schöne Routen zu erkunden und neue sehenswerte Punkte zu entdecken. Ich freue mich auf ein neues Wanderabenteuer im Frühling und darauf, bald einen zweiten Teil über die wunderschöne Landschaft schreiben zu können!